Mit Kräutern ist es wie mit Wein. Sie haben ihren eigenen Charakter, ihren eigenen Duft, ihr eigenes Aussehen und natürlich ihren eigenen, ganz speziellen Geschmack. Und genau wie Wein kann man sie so mit Speisen kombinieren, dass sie ihr Aroma voll entfalten beziehungsweise das von Wildbret ideal ergänzen oder abrunden.

Früher benutzte man Gewürze, Kräuter und Beizen hauptsächlich deshalb äußerst großzügig, um den intensiven Wildgeschmack („Hautgout“) abzumildern oder zu überdecken. Dieser sogenannte Hautgout (frz. „Hochgeschmack“) entstand durch die früher nicht immer hygienisch optimalen Umstände. Das Wild wurde oft erst später abgebalgt oder aus der Decke geschlagen und hing lange in Kellern beziehungsweise Schuppen ohne Kühlung. Solche Verwertung ist natürlich längst passé. Moderne Wildbretverwertung durchläuft streng vorgeschriebene Kontrollen und ist somit frei von Hautgout. Wildbret ist mineralstoff- und vitaminreich, fettarm und sehr bekömmlich.

Wild ist darüber hinaus äußerst vielseitig – und hier kommen die Kräuter in die Küche. Sie bringen Abwechslung und helfen beim Experimentieren, schließlich muss es nicht immer der herbstliche Hirschbraten mit Rotkohl und Klößen sein.

BASILIKUM (Ocimum basilicum)

Die buschige, bis zu 60 Zentimeter hohe Gewürzpflanze hat ein frisches, süßlich-pikantes Aroma und lässt sich sowohl frisch als auch getrocknet verarbeiten. Basilikum ist eine der Hauptzutaten für Pesto, das klassischerweise zu Nudeln serviert wird. Die frischen Blätter sollten erst zum Schluss hinzugefügt oder einfach nur übergestreut werden, damit ihr Aroma nicht verloren geht. Basilikum passt gut zu Wildschwein- und Tomatengerichten.

ESTRAGON (Artemisia dracunculus)

Die mehrjährige, 50 bis 150 Zentimeter hohe krautige Pflanze gelangte einst aus dem Fernen Osten nach Europa. Sie zeichnet sich durch ihre vielfältige Verwendung in der Küche aus und verfeinert Essig, Senf und Soßen. So ist sie beispielsweise fester Bestandteil der Sauce béarnaise. Außerdem gehört Estragon in der Kombination mit Schnittlauch, Kerbel und Petersilie zu den „Fines herbes“ – der klassischen französischen Kräutermischung. Der leichte Anisgeschmack des Estragons harmoniert besonders gut mit Kaninchengerichten und hellem Fleisch.

GEWÜRZLORBEER (Laurus nobilis)

Der Lorbeer gehört zu den Gewürz-Allroundern. Der immergrüne Strauch gedeiht in milden Klimazonen, die Blätter können sowohl frisch als auch getrocknet verwendet werden. Lorbeerblätter sind traditionell ein Bestandteil des „Bouquet garni“, eines Kräutersträußchens, mit dem Suppen und Eintöpfe aromatisiert werden. So wie die Kräutersträußchen werden auch die Lorbeerblätter nicht mitgegessen, sondern sogleich nach dem Kochen entfernt.

Lorbeer hat ein herbes und sehr starkes Aroma und sollte deshalb nur sparsam – circa ein bis zwei Blätter – eingesetzt werden. Lorbeer eignet sich hervorragend, um den Geschmack von Risotto, Pasteten, Ragouts, Eintöpfen, Schmorgerichten und jeder Art von Fleisch abzurunden.

GRÜNE MINZE (Mentha spicata)

Diese krautige, ausdauernde Pflanze ist eine der zahlreichen Minzarten und zeichnet sich durch ihren frischen, kräftigen Geruch aus. Sie wird unter anderem für die Herstellung von Zahnpasta und Kaugummi genutzt. In Getränken, Salaten, Soßen und Getreideaufläufen bewährt sie sich vor allem im Sommer, weil sie erfrischt und belebt. Wildfleischgerichten und Füllungen verleiht sie eine orientalische Note.

LIEBSTÖCKEL (Levisticum officinale)

Die bis zu zwei Meter hohe Pflanze kennen viele auch unter dem Namen Maggikraut, weil sie dem Geschmack des Würzmittels ähnelt. Der stark würzige, leicht bittere und an Sellerie erinnernde Geschmack der Blätter unterstreicht das Aroma von Eierspeisen, Pilzgerichten, Eintöpfen, Salaten, Pürees und Suppen. Die fein gehackten Liebstöckelblätter passen gut sowohl zu deftigen Fleischgerichten als auch zu Geflügel, wie zum Beispiel Tauben oder Wildentenbrust.

MAJORAN (Origanum majorana)

Die aus Kleinasien stammende Gewürzpflanze zählt zu den Kräuterklassikern. Sie wirkt antibakteriell und gilt als verdauungsfördernd, weshalb man sie oft in deftigen Speisen findet. Frisch oder getrocknet ist Majoran ein idealer Begleiter für Kartoffel-, Apfel-, Fisch- und Fleischgerichte. Auch bei der Wurstherstellung wird Majoran verwendet. Er passt gut zu Wildpasteten und Wildschwein.

OREGANO (Origanum vulgare)

Auch als Dost oder Wilder Majoran bekannt, gedeiht Oregano wie die meisten mediterranen Kräuterpflanzen am besten an sonnigen und trockenen Standorten. Er wirkt krampflösend, appetitanregend und beruhigt den Magen. Aus der italienischen Küche ist Oregano nicht wegzudenken. Frisch oder getrocknet würzt er Tomatengerichte, Nudeln, Pizza, Schmorgerichte und Gemüse. Oregano braucht Hitze, um seinen Geschmack gänzlich zu entfalten.

PETERSILIE (Petroselinum crispum)

Ob in der krausen oder in der glatten Variante: Die Petersilie ist das typische deutsche Küchenkraut. In Suppen, Salaten, Kartoffelgerichten oder regionalen Spezialitäten wie zum Beispiel der Frankfurter Grünen Soße – Petersilie ist immer mit dabei. Die intensiv grünen Büschel werden am besten frisch geerntet; sie halten sich gut im Kühl- oder Gefrierschrank. Petersilie ist hitzeempfindlich und sollte deshalb erst kurz vor dem Servieren hinzugefügt werden. So bleiben der Geschmack und die Vitamine besser erhalten. Petersilie harmoniert sehr gut mit Geflügel und hellem Fleisch.

PIMENT (Pimenta dioica)

Piment ist die Frucht des gleichnamigen Baumes, der zur Familie der Myrtengewächse gehört und in der Karibik beheimatet ist. Die kleinen dunklen Kugeln verbreiten einen starken, exotisch anmutenden Duft. Piment ist auch unter dem Namen Allgewürz (engl. „Allspice“) bekannt, weil es gleich an mehrere Gewürze erinnert: Muskat, Nelken, Zimt und Pfeffer. Bei uns ist Piment nicht nur beim Weihnachtsbacken beliebt, sondern auch als Zutat für Wildfonds, Soßen und als feiner, leicht scharfer Geschmacksgeber für den Sauerbraten vom Hirsch.

ROSMARIN (Rosmarinus officinalis)

Der intensiv duftende, immergrüne Halbstrauch stammt aus dem Mittelmeerraum und wird wegen seiner ätherischen Öle in der Volksmedizin verwendet. Er ist fester Bestandteil in der mediterranen Küche und gehört zur traditionellen „Kräuter der Provence“-Mischung. Ein paar Rosmarinzweige auf dem Grill, in der Pfanne oder im Backofen bewirken einen wunderbaren Duft und noch mehr Geschmack. Rosmarin passt sehr gut zu gegrilltem Fleisch, Gemüse und Kartoffeln und harmoniert perfekt mit Kaninchen, Hase und Federwild.

SALBEI (Salvia officinalis)

Der bis zu 80 Zentimeter hohe Strauch besitzt filzige, grüngraue Laubblätter mit einem markanten Duft. In der Hausmedizin spielt Salbei eine wichtige Rolle und hilft unter anderem bei Halsschmerzen und Entzündungen. In der italienischen Küche gehört Salbei zu den Standardgewürzen und verfeinert Pasta, Gemüse und Fleischgerichte. Salbei kann man in der Pfanne mitbraten (dann ruhig etwas mehr verwenden, weil sich der Geschmack durch das Erhitzen etwas verringert) oder fein gehackt zu Soßen, Füllungen und Wildschwein-Saltimbocca dazugeben. So erhält das Gericht eine frische, pikante Note.

THYMIAN (Thymus vulgaris)

Es gibt mehr als 200 Thymianarten. Der niedrige, immer-grüne Gewürzstrauch bevorzugt sonnige, karge Standorte und wird bis zu 40 Zentimeter hoch. Die Pflanze enthält ätherische Öle, die unter anderem entzündungshemmend, schleim- und hustenlösend wirken.

Die darüber hinaus enthaltenen Bitterstoffe des Thymians bewirken, dass schwere Speisen bekömmlicher werden. Thymian verleiht je nach Sorte einen zitronig-frischen oder kräftig-aromatischen Geschmack und passt sehr gut zu sommerlichen Wildgerichten wie Frischlingsrücken mit Olivenkruste oder Hase.

WACHOLDER (Juniperus)

Die Wacholder zählen mit ihren bis zu 70 Arten zu den Zypressengewächsen. Dank ihrer ätherischen Öle dienen Wacholderbeeren in der Heilkunde als verdauungsfördernder Tee und helfen bei Sodbrennen, Rheuma und Gicht. In der Küche wird Wacholder wegen seines herben Tannennadeldufts auch zum Räuchern verwendet. Das würzige Aroma der getrockneten Wacholderbeeren macht man sich bei der Zubereitung von Sauerkraut und Sauerbraten zunutze. Der pikante, herbe Geschmack wird noch intensiver, wenn man die Beeren zerdrückt. Sie passen vor allem zu Marinaden, Beizen, Wildterrinen und gebratenem Wild.

ZIMT (Cinnamomum verum)

Zimt stammt ursprünglich aus Asien. Sri Lanka und China sind die Heimatländer der beiden wichtigsten Zimtsorten: dem Ceylon-Zimt und dem Cassia-Zimt. Er gehört zu den ältesten verwendeten Gewürzen und war im späten Mittelalter unglaublich kostbar. Erhältlich ist er als rötlich braunes Pulver oder als Stange, die ein eingerolltes, röhrenförmiges Stück Rinde des Zimtbaums ist. Bei uns findet man ihn hauptsächlich in Süßspeisen, Gebäck und weihnachtlichen Heißgetränken. Doch Zimt ist auch eine perfekte Beigabe für Wildbret und erzeugt mit seinem süßen bis feurigen Geschmack eine pikante Note.


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Hier geht´s zu den Küchenkräuterrezepten:

Fasanenbrust mit Bärlauch-Tomaten-Füllung
Wildschweinfilet mit in Salbei geschwenkten Zitrusfrüchten
Wildschweinrücken mit Eiern im Spinatnest


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